Willst Du Dich selber kennen lernen, dann geh in eine Nordwand!
Am Anfang steht das Ziel-der Gipfel und Aufstiegspläne werden geschmiedet. Dann die Umsetzung. In der Dunkelheit geht es los und der Schein der Stirnlampe läßt einen in seinem kleinen Mikrokosmos weiterkommen-nur das Unmittelbare zählt.
Trotz scharfen Windes, Schneewehen und Finsternis herrscht Freude vor, genau hier will ich sein.
Der Tag beginnt und mit dem Licht wird einem erst bewußt in welch wilder Umgebung man sich befindet-egal weiter nach oben, Schritt für Schritt, Hieb für Hieb.
Dann der innere Schweinehund, ein Gefühl schleicht sich ein, dass man eigentlich genug hat. Ein Blick nach oben entblößt aber sofort, dass es noch etliche Längen sind.
1000 Meter Senkrechte- am Sportplatz laufe ich diese Distanz locker in 3 Minuten, jetzt sind schon Stunden vergangen und der Gipfel fern.
Das Seil, die Nabelschnur zum Partner bewegt sich nur langsam. Was macht er nur-Scheiße, ist sicher schwer! Das sind die Gedanken die einem durch den Kopf schießen. Weiter, immer weiter und plötzlich erhascht man den Blick auf die Ausstiegslängen-geschafft.
Kurze Freude, ein Schluck Wasser und nach dem vermeintlichen Ziel, geht es an den Abstieg. Schon über 8 Stunden auf den Beinen, heißt es trotzdem die Aufmerksamkeit hoch zu halten. Endloses Abseilen, Seile entwirren und auf den Steinschlag achten, das zehrt Energie und kratzt an der Moral. Aber genau das gefällt mir-Eigenverantwortlichkeit.
Hier nützt kein lamentieren oder klagen-hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner und das spürt man intensiv.
Jetzt zeigt sich, ob das Üben Früchte getragen hat und wirklich, der Bergschrund und die letzten Spalten sind überwunden, aber die Uhr zeigt, dass sich die letzte Bahn ohne Dich ins Tal bewegen wird. Egal, zusätzlich noch 1000 Höhenmeter Abstieg-Singen und Pfeifen lenkt ab und kontinuierlich werden die Lichter im Tal größer.
Ein Königreich für eine Sitzgelegenheit und etwas zu essen. Nach 17 Stunden sind es die kleinen, alltäglichen Dinge, die einen glücklich machen.
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